Kaukasus und Elbrus - Eine russische Reise
Linsen reinigen, Batterien einpacken, wasserdichte Säcke kaufen, Nikon Gehäuse entstauben, warme Kleidung nicht vergessen und zu guter letzt ein kurzes Kartenstudium. So waren die letzten Tage vor der Abreise nach Russland in den Kaukasus - besser gesagt zum höchsten Berg von Europa, dem Elbrus.
Ende Mai ging ein Flug von Wien nach Moskau und weiter nach Mineralnye Vody. Nach einer mehr als 19-stündigen Reise, standen 4 Skitourengeher und ein Fotograf inmitten einer Berglandschaft, deren Einzigartigkeit in den ersten Sekunden unbestritten feststand. Wohin das Auge blicken konnte, ragten schroffe Bergriesen auf welche mit mächtigen Hängegletschern, Sèracs und Wechten bestückt waren. Es war uns allen klar, das dies eine russische Reise werden würde, nicht nur weil das Wetter machte was es wollte.
Das Hauptziel war die Besteigung des höchsten Berges von Europa, dem Elbrus mit 5.642m. Zu Beginn einer jeden Höhenexpedition, steht die Akklimatisation. Zu diesem Zwecke wurde das Ullutau Valley genutzt. Leider war der schneearme Winter und die milden Temperaturen schmerzhaft zu bemerken, da die Tourenski samt Tagesverpflegung und Skischuhen ca. 1,5 und 2,5 Stunden getragen werden mussten, bevor die weiße Pracht eine Erleichterung brachte. Das mit jeden Höhenmeter grandioser werdende Panorama, entschädigten jedoch rasch für die anfänglichen Mühen.
Mit Touren bis auf 3.800m Meereshöhe und Starkregen, wurden die Akklimatisationstage beendet und die Reise ging weiter in das Basislage vom Elbrus - die Gabashi Tonnen auf 3.700m
Die ersten beiden Tage wurden zur mentalen Knechtung. Wolken, Nebel und leichter Graupel versperrten den Blick auf das bevorstehende Ziel und die Motivation sich zu akklimatisieren, war mehr oder weniger am Boden, dennoch wurden diese notwendigen Touren gestartet.
Völlig unerwartet wurden unsere Sehnsüchte erhört und die Wolkendecke lichtete sich und plötzlich stand der Elbrus direkt vor unserer Nase. Ein riesiger Schneehang, gekrönt mit der typisch vulkanischen Kegelform des Gipfels. Prompt waren alle Zweifel vergessen und neue Kraft geschöpft. Der abendliche Wettercheck verhieß ebenfalls Wetterbesserung, wenngleich der Wind zunehmen würde.
Nach einem Rasttag bei strahlenden Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 10° C Marke, wurden die Zweifel größer, ob die Pause eine gute Entscheidung war. Als Draufgabe tanzten am Abend und in den frühen Nachtstunden, Schneeflocken vom Himmel. Dennoch blieb der Wecker auf 2 Uhr gestellt.
Sternenklarer Himmel, ein kalter Wind und eine harte Schneedecke. So präsentierten sich die Bedingungen am Gipfeltag. Es wurde allen Teilnehmern schlagartig klar, dass die Chance auf den Gipfel, wohl oder übel von der Schnelligkeit abhängen würde.
Nach knapp 3 Stunden Gehzeit, wich die Nacht dem Morgen und die ersten Sonnenstrahlen legten den Blick auf den breiten Quergang in die Gipfelscharte frei. Natürlich waren wir nicht die Einzigen, dennoch kam die Gruppe gut voran. Um Punkt 10 Uhr, nach nicht mehr als 8 Stunden Gehzeit und einer 20-minütigen Pause, standen alle Teilnehmer der Elbrus Expedition auf dem Dach von Europa. Knapp 2.000 Höhenmeter, in immer dünner werdender Luft, lagen hinter ihnen und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Stahlblauer Himmel und eine bestechende Fernsicht ließen sämtliche Anstrengungen verblassen.
Das Beste an den 2.000 Höhenmetern war, dass jeder Meter des Aufstieges, auch mit Skiern abgefahren werden konnte, was mit Abstand zu den seltenen Bedingungen am Elbrus gehört.
Nach nicht einmal einer Stunde, war die Abfahrt geschafft und in den Köpfen bleiben die guten Erinnerungen an die grandiose Landschaft und an eine gute, wenngleich auch russische Zeit. So manch einer dachte bereits im einschlafen an die nächsten Herausforderungen in der großen Bergwelt.