Der Tiefpunkt - Erkundungstour der Trilogie am Dachstein

Eines unserer Highlights der Gosauumrundung ist mit Sicherheit das Areal rundum den Hohen Dachstein. Gleichzeitig ist es aber auch Jenes, dass uns am Meisten abverlangen wird. Nicht nur die Meereshöhe und die bis dort hin gegangen Strecke wird sich bemerkbar machen, sondern vorallem die technischen Schwierigkeiten erhöhen sich wesentlich. Umso fieberhafter hab ich auf die Erkundungstour gewartet.

Damit ich nicht unnötig Zeit im Auto verfahre und die Umwelt schone, beschließe ich die erste Gondel auf den Krippenstein zu nehmen und nicht in die Ramsau zu fahren. Als Zustieg zum Dachstein gibt es die sehr bekannte "Rumplerrunde" von der Bergstation Krippenstein. Nicht wirklich viele Höhenmeter, aber dennoch eine längere Distanz. Nach ca. 1/3 der Strecke packt mich das Bergfieber und ich biege im 90 Grad Winkel ab und klettere eine steilere Rinne empor, um in weiterer Folge auf den Gjaidstein zu gelangen.
Die Überraschung war nicht schlecht, als ich am Plateau angekommen war und der Schnee endete. Schnell war klar, dass die Skifelle vorerst genug Zeit hatten, sich vom nassen Schnee zu befreien. Im Grunde wars mir egal, denn auf dem Gipfel des Gjaidsteins war ich noch nie und das Panorama samt Wetter war genial.

Nach einiger Zeit gelangte ich über den Gjaidsteingipfel und dem Hallstädter Gletscher zum Einstieg des Klettersteiges vom Hohen Dachstein. Ein paar wenige Leute musste ich überholen, um wenig später den wohl überlaufensten Gipfel dieser Tage, komplett für mich alleine zu haben. Dieser Moment hatte etwas magisches, der Blick hinüber zum Mitterspitz war dann eher der abturner. Bereits jetzt konnte man die stark ausgeplasenen Rinnen erkennen, und die gefrohrenen Schneeformationen liesen in mir ein Gefühl des unbehagens aufkommen. Schnell über den Westgrat absteigen und Hand an die Wand legen, damit ich Gewissheit bekomme, das war der treibenste Gedanke in mir.
Bereits bei der Querung vom Westgrat in Richtung des Klettereinstieges vom Mitterspitz, wurden meine Pläne vom losen Schnee abgeworfen und vom Wind verweht. Es hat nichts gehalten. Egal wo ich das Steigeisen platzierte, egal wo ich den Pickel fixierte, es war immer das Gleiche. Nach etwa einer halben Stunde im einfachsten Gelände, musste ich eine bittere Entscheidung akzeptieren: Diese Winterbegehung im Alleingang heute, oder in der Seilschaft mit Christoph ist für mich nicht möglich.

Es brauchte ein paar Minuten, bis ich diese Gegebenheit akzeptieren konnte und mich weiter zur Niederen Windlucke machte, um noch den Anstieg auf den Torstein zu erkunden. Vielleicht wären dort die Bedingungen besser, doch auch hier war ca. bei der Hälfte des Anstieges schluss. Die Sonne hatte sämtliches Eis in der Felswand in Wasser verwandelt. Dementsprechend brüchig war es dort. Eine mächtige Wechte versperrte mir den Weg in die Südrampe, welche den Normalanstieg im Sommer darstellt.

Nach einer langen Tour stand ich nun hier und wusste ehrlich nicht mehr weiter. Irgendwann schnallte ich die Ski an und fuhr über meine Aufstiegsspuren ab. Auch hier musste ich die Ski immer wieder tragen, weil der Wind alle kleinen Rinnen ausgeblasen, und somit unbefahrbar gemacht hatte. Beim Rückweg über die Steinerscharte verabschiedete ich mich von meinem Plan, die Trilogie von Torstein, Mitterspitz und Dachstein, im Winter zu überschreiten. Für mich persönlich der absolute Tiefpunkt bei der Tourenplanung. Nicht einmal Schneefall würde wirklich helfen, dieser würde es vielleicht sogar erschweren, weil man dann noch weniger sieht und immer wieder unerwünschten Felskontakt mit den Skiern hätte.

Gibt es noch einen Plan B?
Ich hoffe schon, aber derzeit sehe ich diesen nicht.

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